Renaturierungsmaßnahmen der Altenau im Gespräch, Wasserverband Obere Lippe informierte
Etteln, 13.11.2020. Fast 30 Interessierte hatten den Weg an den „virtuellen Stammtisch“ in Etteln gefunden. Erstmalig fand die Veranstaltung, die der Verein Etteln-aktiv seit einigen Jahren mehrmals pro Jahr zu Themen der Dorfentwicklung anbietet, als „Videokonferenz“ statt.
Mit dabei war auch Uwe Gockel, der als neuer Bürgermeister der Gemeinde Borchen zu Beginn über seine ersten Wochen im Amt berichtete und deutlich machte, dass die Altenau auch vor dem Hintergrund des prägenden Hochwassers von 1965 große Bedeutung für die Gemeinde hat.
Ulrich Ahle, Ortsvorsteher, konnte persönlich nicht dabei sein und hatte mit einer aufgezeichneten Videobotschaft über das mit viel ehrenamtlichem Engagement in diesem Jahr realisierte Projekt „Glasfaser im Außenbereich in Etteln“ berichtet. Als Vorstandsmitglied von Etteln-aktiv informierte er auch über den bisherigen Erfolg des Elektrodorfautos „ettCAR“, mit dem die Ettelner bereits über 16.000 km seit dem Projektstart im Februar dieses Jahres zurück gelegt haben.
Schwerpunkt des Stammtisch-Abends war die Altenau, die als Dorfbach das Ortsbild von Etteln prägt. 2008 erfolgte eine umfangreiche Renaturierungsmaßnahme der Altenau in Etteln. Der Bach wurde wieder naturnah gestaltet.
Elmar Schäfer, Vorsitzender von Etteln-aktiv begrüßte Volker Karthaus und Johannes Schäfers, die seitens des Wasserverbandes Obere Lippe (WOL) mit einem Onlinevortrag über die Entwicklungen der Altenau informierten. Der Wasserverband als Körperschaft des öffentlichen Rechts betreibt 27 Hochwasserrükhaltebecken, unterhält 480 km Fließgewässer und beschäftigt am Sitz in Büren 15 Mitarbeiter. Die beiden Referenten verdeutlichten die negativen Auswirkungen der Gewässerbegradigungen in den früheren Jahrzehnten. Die Renaturierungsmaßnahmen der letzten Jahren haben zum Ziel, neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu schaffen, den Hochwasserschutz und die Grundwasserneubildung zu verbessern. Ebenso sollen das Naturerlebnis unterstützt und Erholungsbereiche geschaffen werden. Schäfers erläuterte, dass am Hochwasserrückhaltebecken der Niederschlag in dem Zeitraum von 1995 bis 2018 um 37% zurückgegangen ist. Dieser massive Verlust an Regenmengen führt dazu, dass die Altenau in den letzten Jahren deutlich länger als früher trocken fällt und sich das Karstgestein weniger mit Grundwasser auffüllen kann. Diese Entwicklung hängt mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem menschengemachten Klimawandel zusammen. Allerdings gab es vor vielen Jahren auch lange Phasen, in denen der Fluss ausgetrocknet war, wie Auszüge aus einer Chronik von 1874 belegen. „Wir sind Zeugen einer austrocknenden Landschaft. Wir können nur hoffen, dass dies nur eine vorrübergehende Phase ist.“, kommentiert Karthaus diese Entwicklung.
Karthaus und Schäfers berichteten von zwei aktuell geplanten weiteren Maßnahmen an der Altenau. Zwischen Henglarn und Etteln soll ein zusätzlicher Abschnitt der Altenau renaturiert werden. Die Maßnahmen sollen noch in diesem Jahr beginnen.
Zudem konnte zwischen Etteln und Kirchbochrchen nun eine weitere große Fläche in den Besitz und die Zuständigkeit des Wasserverbandes übernommen werden. Diese Fläche beinhaltet die alte Mühle bei Gellinghausen. Die Maßnahmen in diesem Bereich sollen im nächsten Jahr beginnen. Das baufällige Gebäude wird abgerissen. Der bisherige Verlauf des Gellinghauser Quellbachs, der in die Altenau mündet, wird umgestaltet, so dass ein flaches Quellgerinne entsteht.
In der anschließenden Diskussion mit den Teilnehmenden wurde der Baumbestand und die Begehbarkeit der Altenau erörtert und ebenso die Sorge einiger Dorfbewohner vor Hochwasserübertritt der Altenau durch aufgestaute Hölzer zum Ausdruck gebracht. Die Vertreter des Wasserverbandes berichten, dass regelmäßige Begehungen der Altenau stattfinden, um den Bewuchs und den Flusslauf zu pflegen. Angefragt wurde auch, ob nicht die Renaturierung selber der Grund für das längere Trockenfallen der Altenau sein könne oder die Grundwassernutzung der Landwirtschaft durch Bohrungen bei Schweineställen ursächlich sind. Karthaus schließt aus, dass die Maßnahmen an der Altenau die Austrocknung verstärken, eher geht er vom Gegenteil aus. Die Wassernutzung durch die Landwirtschaft ist aus seiner Sicht, wie auch die Wasserentnahme für private Zwecke wie Gartenbewässerung, ein Anteil, der zu den Austrocknungen beiträgt. Im Vergleich zu den gewaltigen fehlenden Regenmengen wird der Anteil aber nur sehr gering sein.
Thomas Hansmeyer machte für die Feuerwehr darauf aufmerksam, dass die Zufahrten zur Altenau für Feuerwehrfahrzeuge unbedingt gepflegt und Baumbewuchs zurückgeschnitten werden müsse. Gefordert wurden in der Diskussion ebenso Beleuchtungen für die Fußgängerbrücken.
Volker Karthaus bot an, vor Ort eine Begehung der Altenau mit Anwohnern und Interessierten aus Etteln durchzuführen, um Maßnahmen und Möglichkeiten zu besprechen. Elmar Schäfer begrüßte dieses Angebot und stellte in Aussicht, dass Etteln-aktiv im Januar / Februar nächsten Jahres zu einem solchen Termin einladen werde. Auch Bürgermeister Uwe Gockel bekundete Interesse an einer Teilnahme.